Aus aktuellem Anlass schreiben wir dieses Mal in eigener Sache. Durch die Corona-Krise ist die Gastronomiebranche in eine Schieflage geraten. Die Situation ist insbesondere für die Gesellschaftshäuser dramatisch, einige unserer Kolleginnen und Kollegen werden auch nach den Lockerungen der sogenannten Corona-Regeln ihre Häuser nicht mehr für ihre Gäste öffnen können. Fehlende Planungssicherheit und finanzielle Unterstützung gefährden unsere Existenz. Deshalb haben wir vom DEHOGA Bezirksverband Weser-Ems in Oldenburg (12. Juni) und mit der Jungen DEHOGA Niedersachsen in Hannover (30. Juni) für unsere Zukunft demonstriert, um auf die bedrohliche Lage aufmerksam zu machen.
Nach der Demonstration am gestrigen Dienstag – an der auch der Niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) teilnahm – hatten wir im Landtag in Hannover die Gelegenheit, mit zahlreichen Politikerinnen und Politikern zu sprechen. Mit uns geredet haben: die CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Adasch, Uwe Schünemann, Karl-Heinz Bley und Axel Miesner (Tourismus), die FDP-Landtagsabgeordneten Hillgriet Eilers und Jörg Bode, der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Ansmann sowie die Grünen-Landtagsabgeordneten Marion Staudte und Eva Viehoff.
Wir haben mit dem Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, und mit Minister Olaf Lies (SPD) diskutiert. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich Zeit für uns genommen. Alle Gesprächspartner hatten Verständnis für unsere Existenzängste und haben versprochen, sich sowohl in Sachen Planungssicherheit als auch bei der finanziellen Unterstützung für die Gastronomie einzusetzen.
Damit wir nicht wieder in Vergessenheit geraten, haben wir einen „Brandbrief der Gastfreundschaft“ an die Politikerinnen und Politiker überreicht. Hier der Text:
Brandbrief der Gastfreundschaft
Wie feiern Sie Ihren nächsten Geburtstag? Wer deckt Ihren Tisch für das schicke Essen mit Ihrem Lieblingsmenschen? Wie wollen Sie die Hochzeit Ihrer Tochter / Ihres Sohnes, wie die Taufe Ihrer Enkelkinder in Erinnerung behalten?
Wenn jetzt nicht die richtigen und wichtigen Weichen gestellt werden, werden diese Feiern wie Sie, die Bevölkerung und wir sie lieben, auch nach Corona nicht mehr stattfinden können. Dann wird es keine herzerwärmende Erinnerung an die besonderen Anlässe in unserem Leben im Kreise unserer Liebsten mehr geben. Weil wir nicht mehr da sein werden, nicht mehr durchhalten konnten, unsere Mitarbeiter entlassen und unsere Restaurants, Veranstaltungsräume und mit viel Herzblut eingerichteten Eventlocations schließen mussten.
Wir sind Unternehmer, Betriebsleiter, Gastronomen aus Leidenschaft. Wir, das sind auch unsere Mitarbeiter und deren Familien, deren Zukunft derzeit unsicher ist. Wir sind nicht nur Betriebe, die in Schwierigkeiten stecken, wir sind Menschen. Wir sind Bürger Niedersachsens, die mit Mut, Kreativität, Risiko, Leidenschaft und oft unermüdlichem Einsatz unsere Gastbetriebe aufgebaut haben, betreiben, Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. Wir sind niedersächsisches Unternehmertum, wir sind Mittelstand und Kleinstbetrieb und wir sind besonders im ländlichen Raum die Seele einer Gemeinschaft.
Wenn die Maßnahmen für unseren neuen Alltag in Niedersachsen uns weiterhin nicht entsprechend berücksichtigen, stehen Viele von uns vor den Scherben ihrer Existenz. Wir werden gezwungen sein, unseren Traum zu Grabe zu tragen. Und mit uns werden viele der schönen kleinen und großen Momente, die unser aller Leben so lebenswert machen, nur noch eine blasse Erinnerung vor Corona sein.
Es gibt eine Alternative. Es muss nicht so kommen und Sie, liebe Politiker, haben es in der Hand. Wir haben Konzepte wie wir all dies auch in Zukunft für die Bevölkerung erhalten können. Wie die Hochzeitserinnerung eine schöne sein wird und die Vorfreude auf das nächste Treffen im feierlichen Rahmen uns durch den Alltag trägt.
Gleichzeitig retten Sie Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft, innovatives Unternehmertum und das Rückgrat und Wohnzimmer unserer Gesellschaft. Wir können Veranstaltung! Mit Sicherheit für Sie, für uns und unsere Gäste. Wir können Veranstaltung in unserem neuen Alltag mit Corona. Feierlichkeiten im Kreise der Familie und Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn im geschlossenen Rahmen bieten eine gesicherte Nachvollziehbarkeit der Kontaktpersonen. Abgesehen davon, dass sich im Rahmen dieser Veranstaltungen ohnehin fast nur Menschen treffen, die auch außerhalb engen Kontakt halten, können wir anhand von Gästelisten die Nachverfolgbarkeit zu 100% sichern.
Wir brauchen dringend einen Fahrplan – Planungssicherheit gibt Handlungssicherheit!
Deshalb fordern wir Feierlichkeiten bis 100 Pers. ab dem 06.07.2020 wieder zu erlauben. Eine stufenweise Erhöhung um jeweils 50 Pers. alle 14 Tage gibt uns und unseren Gästen dabei die nötige Planungssicherheit und lässt Raum zur Beobachtung des Infektionsgeschehens. Damit garantieren wir bessere Nachvollziehbarkeit als viele andere Bereiche, in welchen weder eine Registrierungspflicht besteht oder die Möglichkeit dazu je in Betracht gezogen wurde.
Es ist absehbar, dass wir bis mindestens März 2021 nicht mit einer Normalauslastung rechnen können. Ein wirtschaftliches und kostendeckendes Geschäft steht in vielen Betrieben derzeit noch in den Sternen. Um ein Überleben zu sichern, fordern wir daher verlorene Zuschüsse in Höhe von 30% der Umsatzeinbußen gegenüber den Zahlen aus 2019.
Liebe Politik, Sie haben es in der Hand. Stellen Sie die Weichen neu. Geben Sie uns Planungssicherheit und finanzielle Hilfe, damit wir auch in Zukunft Ihr Leben und das Leben der Bevölkerung mit herzerwärmenden Erinnerungen füllen können.
Junger DEHOGA Niedersachsen